- Was ist eine Zollunion?
- Was ist die Europäische Zollunion?
- Zollunion-Beispiele: Welche weiteren Zollunionen gibt es weltweit?
Was ist eine Zollunion?
Verschmelzen mehrere Staaten ihre Zollterritorien zu einem einheitlichen Zollgebiet, spricht man von einer Zollunion. Charakteristisch für eine Zollunion sind vor allem zwei Aspekte: Zum einen legt die Zollunion fest, dass der Warenverkehr zwischen Mitgliedsstaaten ohne Zölle oder sonstige Sanktionen erfolgt. Zum anderen definiert die Zollunion gemeinsame Regelungen für die Zollabwicklung im Warenverkehr mit Drittländern – zum Beispiel durch einen standardisierten Zolltarif oder vereinheitlichte Zollverfahren.
Was ist das Ziel einer Zollunion?
Grundsätzlich besteht das Ziel einer Zollunion darin, den freien Warenverkehr zwischen den Mitgliedsländern zu ermöglichen und den Handel zu fördern. Eine Zollunion kann unter den Mitgliedsländern enge wirtschaftliche Beziehungen und eine stärkere Koordination in Bereichen wie Handelspolitik, Industrie- und Agrarpolitik sowie Zollverwaltung bewirken. Darüber hinaus kann eine Zollunion die Grundlage für einen erweiterten Binnenmarkt bilden.
Wie unterscheidet sich eine Zollunion von einer Freihandelszone?
Zwar bestehen zwischen einer Zollunion und einer Freihandelszone Gemeinsamkeiten, jedoch sind beide Begriffe nicht synonym zu verwenden: Auf der einen Seite fallen sowohl bei einer Freihandelszone als auch bei einer Zollunion die Zollabgaben zwischen den Mitgliedsstaaten weg – insofern sind sich beide Arten der Zusammenschlüsse ähnlich. Jedoch gilt nur für die Zollunion – und nicht für die Freihandelszone –, dass zusätzlich einheitliche Zollregeln für den Warenverkehr mit Drittländern einzuhalten sind. Wirtschaftlich gesehen ist die Zollunion deshalb die nächste Stufe in der Integration mehrerer Märkte zu einem gemeinschaftlichen Markt.
Wie unterscheidet sich eine Zollunion von einem Binnenmarkt?
Eine Zollunion kann Teil eines Binnenmarktes sein, ist jedoch nicht mit diesem gleichzusetzen. Denn ein Binnenmarkt geht über den vereinfachten Warenverkehr zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten hinaus. Charakteristisch für einen Binnenmarkt – also den nationalen Markt innerhalb eines Staates oder eines internationalen Zusammenschlusses von Staaten – ist zum Beispiel auch der beschränkungsfreie Verkehr von Personen, Kapital oder Dienstleistungen. Der Binnenmarkt bezeichnet also einen gemeinsamen Markt auf allen Ebenen, und bezieht sich nicht nur auf die reine Zollabwicklung beim Export beziehungsweise Import von Waren. Damit bezeichnet der Binnenmarkt in der Markt-Integration eine fortschrittlichere Stufe als die Zollunion.
Was ist die Europäische Zollunion?
Die Europäische Zollunion ist die Zoll-Gemeinschaft, die zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union beschlossen wurde. Sie existiert seit 1968 und basiert auf dem Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV). Die Mitglieder der Europäischen Zollunion setzen im Warenverkehr mit Drittländern einen gemeinsamen Zolltarif um und verzichten gleichzeitig auf Zölle sowie Beschränkungen bei dem Warenverkehr innerhalb der Zollunion.
Staaten, die zur Europäischen Zollunion gehören:
- Belgien
- Bulgarien
- Dänemark
- Deutschland
- Estland
- Finnland
- Frankreich
- Griechenland
- Italien
- Irland
- Kroatien
- Lettland
- Litauen
- Luxemburg
- Malta
- Niederlande
- Österreich
- Polen
- Portugal
- Rumänien
- Schweden
- Slowenien
- Slowakei
- Spanien
- Tschechien
- Ungarn
- Zypern
Anmerkung: Zum Zollgebiet der Europäischen Zollunion zählt auch das Fürstentum Monaco, da dies aufgrund eines Abkommens von 1963 ursprünglich zum Zollgebiet Frankreichs gehörte. Der Staat Vatikanstadt hingegen gehört nicht zum Gebiet der Europäischen Zollunion.
Seit dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union (Brexit) 2021 ist dieses ebenfalls kein Mitgliedstaat in der Zollunion mehr.
Die Europäische Union selbst hat darüber hinaus jeweils eine Zollunion mit den Ländern Andorra, San Marino und Türkei gegründet.
Zollunion-Beispiele: Welche weiteren Zollunionen gibt es weltweit?
Die Europäische Zollunion ist nur eine von vielen internationalen Zollunionen, die global bestehen. In verschiedenen Regionen der Welt ist diese Art von Gemeinschaft zwischen verschiedenen Ländern entstanden, um schrittweise den Warenverkehr sowie Zoll-Angelegenheiten zwischen den beteiligten Staaten zu vereinfachen.
Weitere Beispiele für Zollunionen sind:
Südafrikanische Zollunion (SACU)
Gründung: 1910
Mitgliedstaaten: Botswana, Eswatini, Lesotho, Namibia, Südafrika
Gemeinsamer Markt des Südens (MERCOSUR)
Gründung: 1991
Mitgliedstaaten: Argentinien, Brasilien, Paraguay, Uruguay
Golf-Kooperationsrat (GCC)
Gründung: 2005 (Zollunion auf dem GCC-Gebiet; GCC-Gründung allgemein: 1981)
Mitgliedstaaten: Bahrain, Kuwait, Oman, Katar, Saudi-Arabien, Vereinigten Arabischen Emirate
Eurasische Wirtschaftsunion (EAWU)
Gründung: 2015
Mitgliedstaaten: Russland, Belarus, Kasachstan, Armenien und Kirgisistan